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"Wir können nicht nicht kommunizieren."
Paul Watzlawick



Sobald sich Menschen wahrnehmen kommunizieren sie miteinander. Gewollt oder ungewollt, sprachlich und nonverbal. Doch wie kommt es, dass wir soviel von einander wissen, ohne uns zu unterhalten? Es sind die Signale des Gegenüber, die wir bewusst oder unbewusst entschlüsseln. Und auch wir senden solche Signale, die vom anderen verstanden werden. Ein Dialog der besonderen Art, der fest in unseren Genen verwurzelt ist. In der frühen Entwicklung des Menschen war die Fähigkeit zu einem solchen Dialog oft Lebens entscheidend. Mussten wir doch innerhalb kürzester Zeit bestimmen, ob das Gegenüber Freund oder Feind war. Noch heute vollzieht sich dieser Prozess nach dem gleichen Muster. Nehmen wir ein Wartezimmer, zum Beispiel das einer Arztpraxis. Dort sitzen Menschen sprachlos zusammen. Aber wir erfahren viel voneinander. Wir spüren den inneren Zustand des Anderen, wir empfinden seine Nervosität, Anspannung oder Gelassenheit und Entspannung, wir sehen wie er sich bewegt, sitzt, steht, wie er gekleidet ist, wie er seine Haare pflegt und ob er geschminkt ist und wir riechen einander. All diese Eindrücke rufen in uns Gefühle hervor, positive oder negative. Sie sind die Grundlage für ein Urteil gegenüber dem anderen Menschen.
Sprechen wir miteinander so verstärkt oder schwächt sich dieses Urteil. Bei einigen Menschen mag das was wir in unseren Inneren empfinden, mit dem was der andere sagt nicht zusammen passen. Dieser Widerspruch lässt diesen Menschen unecht wirken und wir beginnen zu zweifeln. Diese Zweifel betreffen jedoch nur das gesagte, nicht das von uns gefühlte. Die Ursache hierfür liegt darin, dass unsere Körpersprache immer die Wahrheit sagt. Sie verrät so manches falsch gesagte Wort.
Auf der anderen Seite kann man seine verbalen Aussagen durch eine geeignete Körpersprache verstärken und es so dem Gesprächspartner erleichtern, das Gehörte auch zu verstehen. Seit dem Menschen sprechen missverstehen sie sich auch. Unsere Wörter und Sätze sind oft nicht eindeutig. Ein Beispiel: eine Schauspielerin sollte ihrem männlichen Kollegen folgenden Satz sagen: „Willst Du schon wieder“ Nun betonen Sie den Satz einmal auf unterschiedliche Weise. Er ergibt immer einen anderen Sinn.
Wenn es uns gelingt, uns ein wenig eindeutiger zu verständigen, ist das ein Beitrag zu einer besseren Kommunikation zwischen den Menschen. Verstehen und sich verständlich machen ist erlernbar. Intensives Zuhören und Empathie empfinden ist der Schlüssel für ein hohes Maß am Verstehen meines Gegenübers.
Menschen, die gut miteinander kommunizieren sind glücklich. Friedvolle Kommunikation zwischen den Menschen ist Zuwendung. Zuwendung, die jeder Mensch sein gesamtes Leben über braucht, "...weil der Mensch wärmt, wenn er erzählt ." (Herbert Grönemeyer 2000).

Diese Einsicht, ist in meinen Seminaren Programm. Dabei betrachte ich die Kommunikation als ganzheitlichen Prozess, der von unseren Lebensgrundlagen ausgeht, körpersprachlich vermittelt und rhetorisch geprägt ist. Diese Herangehensweise ermöglicht es, durch eine Analyse und Verbesserung der einzelnen Bestandteile, den kommunikativen Prozess zu optimieren. Unsere Authentizität wird von unseren Stärken und Schwächen bestimmt. Durch gegenseitiges Feedback erfahren die Teilnehmer mehr über ihre Wirkung auf andere und erleben, wie sie ihre Kommunikation erfolgreich gestalten können.


In meinen Veranstaltungen wird die gesamte Persönlichkeit in seinem kommunikativen Umfeld gesehen. Vor diesem Hintergrund entfallen die schulischen Kriterien einer Bewertung, wie gut, schlecht, richtig oder falsch. Es gibt keine falsche Kommunikation.
Stellen wir uns zwei kommunikative Situation vor:
Die erste, spielt in einen Garten an einem herrlichen Sommerabend. Zwei befreundete Nachbarn unterhalten sich über die reiche Blütenpracht des Jahres.
Die zweite, spielt in einem großen Büro, in dem sich ein Bewerber einem dominanten Personalchef vorstellt.
Wie wird die Kommunikation im ersten Fall verlaufen? Sicher angenehm, mit weichen, runden Bewegungen und einer natürlichen Rhetorik.
Den zweiten Fall kann sich jeder vorstellen. Was unterscheidet die beiden Fälle? Wenn Menschen sich wohlfühlen, keinen Zwängen und Ängsten unterliegen, ist ihre „Gemeinschaft“ (lat. communio) natürlich und ausgeglichen, in gewisser Weise perfekt. Immer dann, wenn Faktoren störend wirken, beginnen wir die Sozialhandlung des teilens, mitteilens, des gemeinsam machens, also der kommunikativen Vereinigung zu verlassen. Kommunikation als situationsbezogene Sozialhandlung dient dann nicht mehr der Problemlösung, durch die Hindernisse überwunden werden können, die sich allein nicht bewältigen lassen.

Mein Kommunikationstraining ist deshalb auch immer ein Aufbruch der Teilnehmer zur Gelassenheit. Gelassenheit bedeutet in diesem Zusammenhang, die Möglichkeit zu haben, ganz sich selbst zu sein, ein Seminar zu erleben, bei dem man keine Fehler machen kann und Kritik niemals verletzt.


Der amerikanische Linguist Charles Hockett (geb. 1916) suchte nach Gemeinsamkeiten zwischen menschlicher Sprache und anderen Kommunikationssystem, vor allem verschiedener Tierarten. Sein vergleichender Ansatz wird weithin anerkannt und umfasst die folgenden dreizehn Merkmale der auf gesprochene Sprache gestützten Kommunikation:
  • Sprechen und Hören: Signale werden durch Schallwellen vom Mund zum Gehör übertragen, nicht visuell, durch Berührung oder auf andere Weise.
  • Rundsendungen und gerichteter Empfang: Ein Signal lässt sich überall in Hörweite hören, seine Quelle kann durch das Gehör ausfindig gemacht werden.
  • Vergänglichkeit des Signals: Die akustischen Signale sind äußerst kurzlebig, die spätere Auswertung ist unmöglich (anders bei Tierfährten oder Schrift).
  • Austauschbarkeit: Jeder Sprecher einer Sprache kann eine verstandene sprachliche Mitteilung reproduzieren (im Gegensatz zu den Balzsignalen verschiedener Tierarten, die ausschließlich dem Männchen oder dem Weibchen zur Verfügung stehen).
  • Rückkoppelung: Wer spricht, hört sich selbst zu und kann das Gesprochene bedenken (im Gegensatz zu den bei der Tierbalz häufigen visuellen Signalen, die für das balzende Tier selbst unsichtbar sind).
  • Spezialisierung: Die Schallwellen gesprochener Sprache haben ausschließlich Signalfunktion (im Gegensatz zum Hecheln eines Hundes, das physiologische Funktion hat).
  • Bedeutungsgehalt: Die Signalelemente tragen Bedeutung durch stabile Bezüge auf die reale Welt (anders als das Hecheln eines Hundes, mit dem dieser nicht »sagt«, dass es ihm heißt ist, sondern das physiologisch zum erhitzten Zustand gehört).
  • Willkürlichkeit: Die Signalelemente sind nicht vom Wesen der Realität abhängig, auf die sie sich beziehen (während in den »Bienensprache« die Tanzgeschwindigkeit direkt die Entfernung des Nektars vom Bienenstock wiedergibt).
  • Isolierbare Elemente: Die gesprochene Sprache nutzt nur ein begrenztes Sortiment von Lauten, die sich deutlich voneinander unterscheiden (im Gegensatz zu Knurrgeräuschen oder anderen Lauten der Erregung, die in ihrer Intensität kontinuierlich veränderbar sind).
  • Transfer: Der Mensch kann sich beim Sprechen auf zeitlich oder räumlich distanzierte Dinge beziehen (die meisten Tierschreie sind durch unmittelbare Umweltreize bedingt).
  • Produktivität: Dem Ausdruck und Verständnis von Bedeutung sind keine Grenzen gesetzt; mit Hilfe alter Satzelemente lassen sich immer wieder neue Sätze bilden (während es bei Tierrufen um feste und begrenzte Abfolgen handelt).
  • Überlieferung: Sprache wird von Generation zu Generation vor allem durch Unterricht und Lernen weitergegeben (während die Fähigkeit von Bienen, Nektarquellen anzugeben, genetisch übertragen wird)
  • Strukturelle Dualität: Sprachlaute tragen keine eigene Bedeutung, sondern werden auf unterschiedliche Weise zu bedeutungsvermittelnden Elementen (wie Wörtern) kombiniert (anders als Tierrufe, die sich nicht in zwei Strukturebenen unterteilen lassen).
vgl. David Crystal, Die Cambrigde Enzyklopädie der Sprache, 1993, S. 396-403)

Blick und Hand weisen nach recht oben. Das Gehirn konstruiert in der rechten, oberen Großhirnhemisphäre positive Bilder und weist phantasievoll in die Zukunft,  Copyright © Steffen H. Winterfeld, Mimik, Gestik, Rhetorik, Körpersprache, Kommunikation, Copyright © Erika Winterfeld


Blick und Hand weisen nach links oben. Das Gehirn speichert in der linken, oberen Großhirnhemisphäre positive Bilder, der Mann könnte ausdrücken, „ich erinnere an eine schöne Zeit“,    Copyright © Steffen H. Winterfeld, Mimik, Gestik, Rhetorik, Körpersprache, Kommunikation, Copyright © Erika Winterfeld


Der Mann hält die Hände weit oben im positiven Bereich und verdeutlicht einen Abstand, durch die zueinander liegenden Handflächen. Die Geste könnte bedeuten, „schaut her, in diesem breiten Feld können wir uns bewegen“, © Steffen H. Winterfeld, Mimik, Gestik, Rhetorik, Körpersprache, Kommunikation, Foto © Erika Winterfeld


Der Mann zeigt die sogenannte Stachelhand, als Abwehrhaltung. Unterstützt wird dies durch eine deutlich negative Mimik. Er könnte sagen wollen, „mit mir nicht oder die Kritik an mir empfinde ich als unberechtigt“,  © Steffen H. Winterfeld, Gestik, Rhetorik, Körpersprache, Foto © Erika Winterfeld


Der Mann hält seine Hand vor den Hals, die Mundwinkel sind herunter gezogen, die Augenbrauen verdecken zum Teil die Augen. Diese Geste könnte heißen, „Ihr schlechtes Angebot schnürt mir die Kehle zu oder ich muss meinen Hals vor Ihnen retten“,  © Steffen H. Winterfeld, Mimik, Gestik, Körpersprache, Bild© Erika Winterfeld


Der Mann auf diesem Foto zeigt echtes Erstaunen. Die Augen sind weit geöffnet, der Mund ist zugespitzt. Er scheint jedoch nicht positiv überrascht zu sein, © Steffen H. Winterfeld, Mimik, Gestik, Rhetorik, Körpersprache, Foto© Erika Winterfeld


Dieser Mann lächelt echt. Dies zeigt sich nicht nur durch die nach oben gezogene Muskelpartie des Mundes, sondern auch durch Engramme der Augenpartie,  Steffen H. Winterfeld, Mimik, Gestik, Rhetorik, Körpersprache, Foto© Erika Winterfeld